Dr. Gustav Klein
Die Wurzel der Ingwerpflanze ist vor allem als scharfe und geschmacksintensive Zutat aus der asiatischen Küche bekannt. Doch die Wurzel enthält auch eine breite Palette an medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen und kann insbesondere bei Übelkeit, Verdauungsproblemen und Erkältungen Linderung bringen.
Ingwer (Zingiber officinale Roscoe) gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae), die fast im gesamten Tropengürtel der Erde, vor allem jedoch in Indien, angebaut werden. Es handelt sich um eine mehrjährige schilfartige Rhizomstaude, die bis zu zwei Meter hoch wachsen kann. Ihre Wurzeln kriechen horizontal am Boden und sind knollig verdickt und geweihartig verzweigt. Aus diesen Rhizomen sprießen neue Triebe, die Stengel entwickeln und die wiederum gelbe Blüten mit purpurfarbenen Lippen tragen. Die Frucht ist eine fleischige, beerenartige Kapsel. Die Pflanze ist mit Kurkuma, Kardamom und Galgant verwandt.
Der Gattungsname Zingiber leitet sich aus dem Sanskrit ab: „sringavera“ = „mit Geweihsprossen versehen“, womit der Wurzelstock bildlich beschrieben ist. „Officinalis“ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich. Anbau und Nutzung der Pflanze werden bereits in altindischen und in alten chinesischen Schriften erwähnt. Über die arabischen Länder gelangte Ingwer durch Handel in den Mittelmeerraum, wo ihn Römer und Griechen verwendeten. In Mitteleuropa ist seine Verwendung seit dem 11. Jahrhundert überliefert. Hildegard von Bingen (1098-1179) empfiehlt Ingwer zur Förderung der Verdauung, bei Verstopfung und Magenschmerzen.
ätherisches Öl (Oleoresin), Sequiterpene, und nichtflüchtige Scharfstoffe (Gingerole und Shogaole), Curcuminoide, Zingerol, außerdem reichlich Stärke (ca. 50 %)
Arzneilich verwendet wird das knollige Rhizom (Ingwerwurzelstock–- Zingiberis rhizoma). Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe ist stark von der jeweiligen Herkunft abhängig. Die Qualität des Ingwerwurzelstocks ist daher im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Hauptinhaltsstoffe sind ätherisches Öl (Oleoresin), Sequiterpene, und nichtflüchtige Scharfstoffe (Gingerole und Shogaole), Curcuminoide, Zingerol, außerdem reichlich Stärke (ca. 50 %).
Ingwer wird arzneilich als geschnittener Ingwerwurzelstock und Trockenextrakte zur Teebereitung, pulverisierte Droge in Kapseln oder als alkoholische Ingwerauszüge in Kombination mit anderen Drogenextrakten in Tonika verwendet.
Aufgrund der wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe wirkt Ingwer antiemetisch, krampflösend, und antikanzerogen, wobei die antiemetische Wirkung vermutlich auf der Hemmung der 5-HT3-Rezeptoren-Funktion basiert. Darüber hinaus fördert Ingwer die Speichel- und Magensaftsekretion und hat so appetitanregende und verdauungsfördernde Effekte. Außerdem lindert Ingwerextrakt Entzündungen, in dem er die Aktivierung von NF-κB hemmt, einem Transkriptionsfaktor, der beteiligt ist an der Regulation der Immunantwort, der Zellproliferation und des Zelltodes. Nicht zuletzt steigert Ingwer den Tonus und die Peristaltik des Darms. Traditionell wird Ingwer aufgrund seiner entzündungshemmenden Effekte auch bei Erkältungen und bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Untersuchungen an Ratten weisen zudem darauf hin, dass Ingwer die Entwicklung von grauem Star bei Diabetikern verhindern oder verlangsamen könnte. Andere Studien berichten über eine mögliche blutzuckersenkende Wirkung.
Ingwerwurzel wird überwiegend bei dyspeptischen Beschwerden wie diffusen Oberbauchbeschwerden, krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden, Flatulenz, Appetitlosigkeit, Übelkeit z.B. durch Reisekrankheit, Schwangerschaft oder nach kleineren chirurgischen Eingriffen eingesetzt. Kinder unter sechs Jahren sollten wegen mangelnder Erkenntnisse Ingwerwurzelstock nicht einnehmen.
Die homöopathische Urtinktur wird aus der frischen Wurzel gewonnen. Zingiber ist ein kleines Mittel der Wahl, das bei Schwächezuständen im Verdauungstrakt und Beschwerden der Atem- und Sexualorgane zum Einsatz kommt. Das Mittel wird ferner bei häufigem Harndrang und verminderter Nierenfunktion in Betracht gezogen.
In denen Ingwer enthalten ist.
