ASS zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen: Nutzen nicht größer als möglicher Schaden

Eine aktuelle Metaanalyse ging der Frage nach, ob die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) erste Herzinfarkte oder Schlaganfälle vorbeugen hilft. Die Analyse bestätigt, was schon bekannt ist: ASS senkt zwar das Risiko, aber der Nutzen überwiegt nicht den möglichen Schaden durch erhöhte Blutungen – selbst bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten.

US-amerikanische Wissenschaftler aus Pennsylvania haben in ihrer Metaanalyse den Nutzen und Schaden der Primärprävention von arteriosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen mit Acetylsalicylsäure untersucht, wobei sie den Fokus auf kardiovaskuläre Hochrisikopatienten gerichtet haben. Darunter fallen Patienten, deren Zehn-Jahres-Risiko an einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben mindestens fünf Prozent beträgt, oder deren Zehn-Jahres-Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung bei mindestens 20 Prozent liegt.

Die Wissenschaftler werteten die Daten von zwölf randomisiert kontrollierten Studien aus. Die an den Studien beteiligten rund 145.000 Probanden hatten bis zu zehn Jahre lang im Sinne einer Primärprävention ASS-Dosen zwischen 75 mg und 500 mg eingenommen. Hochgerechnet basierten die Daten damit auf mehr als 960.000 Patientenjahren.

Die Studie bestätigt die Ergebnisse früherer Untersuchungen zum Thema und zeigt, dass die ASS-Einnahme die Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen reduziert. Die Häufigkeit der kardiovaskulären Erkrankungen lag in der Kontrollgruppe bei 5,3 Ereignissen je 1000 Patientenjahre, in der ASS-Gruppe waren es dahingegen nur 4,7 Ereignisse je 1000. Das relative Risiko war im Durchschnitt um 14 Prozent reduziert (Konfidenzintervall acht bis 21 Prozent).

Doch die Studie zeigte auch die Kehrseite der ASS-Therapie: Die Studienteilnehmer der ASS-Gruppe hatten ein deutlich höheres Risiko (im Mittel 41 Prozent) für schwere gastrointestinale, intrakraniale oder andere Blutungen. Je 1000 Patientenjahre traten 2,5 Blutungen auf, ohne ASS waren es 1,8 je 1000. Der Nutzen (gesunkenes Infarkt- und Insultrisiko) überwog damit nicht dem Schaden (höheres Blutungsrisiko).

Nutzen auch für Hochrisikopatienten?

Die Daten liefern auch keine Hinweise, dass ASS in der Primärprävention von Hochrisikopatienten nützlich ist. Statistisch zeigte sich kein signifikanter Unterschied je nach Risikodifferenz. Damit profitieren selbst kardiovaskuläre Risikopatienten nicht von einer Primärprävention mit ASS.

Quelle

Mathew Nudy, Jennifer Cooper et al.: Aspirin for Primary Atherosclerotic Cardiovascular Disease Prevention as Baseline Risk Increases: A Meta-Regression Analysis. The American Journal of Medicine, online 20 May 2020

Nichts ist so heilsam, wie die Natur.