Forscher konnten in einer aktuellen Studie zeigen, dass ein fünfminütiges Atemtraining den Blutdruck effektiv senken kann. Für das Training haben sie ein kleines Filtergerät verwendet, mit dem die Probanden gegen einen Widerstand eingeatmet haben.
Bluthochdruck zählt zu den führenden Volkskrankheiten und den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzschwäche sowie das metabolische Syndrom. Während der Corona-Pandemie kommt für die rund 20 bis 30 Millionen Bluthochdruck-Patienten in Deutschland eine weitere Gefahr hinzu, denn ihr Risiko, im Falle einer Infektion mit Sars-CoV-2 besonders schwer zu erkranken, ist deutlich erhöht. Für Betroffene lohnt es sich daher, die eigenen Blutdruckwerte im Blick zu behalten und sie durch eine konsequente Behandlung und einen gesunden Lebensstil zu senken. Hier hilft insbesondere regelmäßige körperliche Aktivität. Doch nicht jeder Bluthochdruck-Patient schafft es, den Lebensstil entsprechend anzupassen. Nun scheint eine neue Studie aus den USA einen neuen Behandlungsansatz aufzuzeigen. Ein kurzes Atemtraining könnte dabei helfen, den Bluthochdruck in den Griff zu bekommen.
Forscher aus Colorado ließen sich für ihre Studie durch eine Form des Atemtrainings inspirieren, die bisher vor allem für Patienten mit chronischen Lungenleiden oder Atemwegserkrankungen eingesetzt wurde. Die Patienten trainieren hier mit einem Gerät, das dem Einatmen einen erhöhten Widerstand entgegensetzt. Dadurch werden mit der Zeit die Atemmuskulatur und das Zwerchfell gestärkt sowie Lungen, Herz und das autonome Nervensystem positiv beeinflusst. Die Wissenschaftler aus Colorado überprüften nun, ob sich auch der Blutdruck durch diese Atemtechnik positiv beeinflussen lässt.
Für ihre Studie teilten sie 36 Probanden mit Bluthochdruck auf zwei Gruppen auf. Das Alter der Teilnehmenden lag zwischen 50 und 79 Jahren. Außer dass die Testpersonen an Bluthochdruck litten, waren sie gesund. Gruppe 1 musste sechs Wochen lang täglich fünf Minuten mit einem Atemgerät trainieren. Der Einatemwiderstand des Geräts lag in dieser Gruppe zwischen 65 und 75 Prozent der maximalen Sogkraft, die nötig ist, um ausreichend Luft zu bekommen. Der Einatemwiderstand der Geräte in der anderen Gruppe lag bei nur 15 Prozent und kam damit einem Placebo gleich. Blutdruck, Elastizität und Weitungsfähigkeit der Blutgefäße der Probanden wurden zu Beginn der Studie und nach sechs Wochen gemessen.
Deutlich gesunkene Blutdruckwerte
Es zeigte sich, dass der Blutdruck in der ersten Gruppe von durchschnittlich 135 mmHg auf 126 mmHg sank. Selbst sechs Wochen nach Ende des Atemtrainings lag er noch auf diesem Niveau. In der Kontrollgruppe änderte sich der Blutdruck dahingegen nicht. In Gruppe 1 nahm zudem die Dehnungsfähigkeit der Arterien um 45 Prozent zu und auch die Konzentration von Stickstoffmonoxid (NO) in den Gefäßwänden stieg. Die Biomarker für Entzündungsprozesse sanken in der ersten Gruppe ebenfalls.
Noch können die Wissenschaftler nicht erklären, wie genau das Atemtraining den Blutdruck beeinflusst. Sie vermuten jedoch u.a., dass der erhöhte Atemwiderstand zu einer vermehrten Stickstoffmonoxidbildung führt und so die Dehnbarkeit der Adern erhöht. Folgestudien sollen nun die genauen Wirkmechanismen untersuchen.
Originalpublikation
Daniel H. Craighead et al: Efficient Inspiratory Muscle Strength Training Lowers Blood Pressure and Improves Endothelial Function, NO Bioavailability, and Oxidative Stress in Midlife/Older Adults. Journal of the American Heart Association 2021; 10 (13), 29 Jun 2021.
Quelle: Scinexx