Keulen-Bärlapp wurde in der Volksmedizin insbesondere bei Harnwegserkrankungen, krampfartigen Beschwerden, Rheuma und Ekzemen eingesetzt. Aufgrund seiner toxischen Inhaltsstoffe, wird er in der Phytotherapie nur noch in Ausnahmefällen verwendet. Dafür gilt Lycopodium in der Homöopathie auch heute noch als eines der großen Mittel und findet z.B. bei Leber- und Galleerkrankungen, chronischen Verdauungsstörungen sowie Erkrankungen der Harnorgane vielfach Anwendung.
Der Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum L.) zählt zur Familie der Bärlappgewächse (Lycopodiaceae). Die mehrjährige Pflanze wächst u.a. im europäischen Raum sowie in den gemäßigten und kalten Zonen Asiens. In Europa wächst der Keulen-Bärlapp bis auf 2300 Meter Höhe in Nadelwäldern, in der Heide, an felsigen Abhängen und im Moor. Er fühlt sich auf kargem sandigem Boden am wohlsten. Kalk verträgt er nicht. Die Pflanze ist in Europa in vielen Ländern geschützt. In Deutschland steht der Keulen-Bärlapp unter Naturschutz und darf nicht aus dem Freiland entnommen werden.
Bärlapp-Pflanzen sind sporenbildende Gefäßpflanzen, die keine Samen tragen, sondern Sporen ausbilden. Die oftmals meterlangen beblätterten Stängel des Keulen-Bärlapp kriechen moosartig über den Boden. In den Blättchentrieben sitzen aufgerichtet die Sporenbehälter als gabelständige Fruchtähren, die eine Höhe von ca. 10 bis 20 cm erreichen. Die Laubblätter sind nadelförmig und an der Spitze behaart und sind spiralig um die Stängel der Fruchtähren angeordnet. Der Keulen-Bärlapp entwickelt sich nur langsam aus den Sporen, und es vergehen sechs bis sieben Jahre, bis die Pflanzen ihre ersten Triebe zeigen.
Bezeichnung und Inhaltsstoffe
Der Gattungsname „Lycopodium clavatum L." ist griechischen Ursprungs und beruht auf der Ähnlichkeit der Pflanze mit Wolfstatzen („lykos" für Wolf und „podion" für Füßchen). „Clavatum" leitet sich aus dem lateinischen „Clava" ab und bedeutet „Klaue".
Das Bärlappkraut beinhaltet Alkaloide (v.a. Lycopodin, Clavatin, Clavatoxin und Lycopodin), Triterpene, Flavonoide, Glycerin, fettes Öl (als Palmitin-, Stearin-, und Arachinöl sowie Linolsäure), Hydrokaffeesäure und Sporonin. Die Sporen enthalten lediglich Spuren von Alkaloiden, dafür aber vor allem fettes Öl, Dihydrokaffeesäureester und Polyterpene sowie Mineralien.
Wird das Sporenpulver eines Bärlapps in eine Flamme geblasen, kommt es wegen des hohen Ölhegehalt und der großen Oberfläche des feinen Sporenpulvers explosionsartig zu einer Stichflamme. Diese Eigenschaft wird auch heute noch zur Erzeugung von Blitz- und Lichteffekten zu Beispiel bei Konzerten oder im Theater genutzt. Auch Feuerspucker setzen es ein und pusten den Staub in eine Flamme. Heutzutage werden Bärlappsporen auch als Beschichtung auf Kondomen und in der Kriminalistik als Bestandteil von Fingerabdruckpulver verwendet. Früher nutzte man das Sporenpulver des Keulen-Bärlapps auch, um das Aneinanderkleben von Pillen zu verhindern.
Keulen-Bärlapp in der Volksheilkunde
In der Medizin werden sowohl das Kraut als auch die Sporen verwendet. Keulen-Bärlapp gilt als krampflösend, harntreibend, beruhigend, schmerzlindernd und harnsäureabführend. Traditionell wurde das Kraut unter anderem bei Harnwegserkrankungen, krampfartigen Beschwerden und Menstruationsstörungen, Rheuma sowie äußerlich bei Hautleiden und Ekzemen eingesetzt. Auch die Nutzung als Wundpuder bei Babys und Kleinkindern ist überliefert.
Aufgrund der toxischen Inhaltsstoffe und Nebenwirkungen des Krautes wird der Keulen-Bärlapp heute insbesondere wegen der Alkaloide nicht mehr empfohlen und nur noch sehr selten eingesetzt, da die Bärlappsporen zu Durchfall, Erbrechen, Schleimhautentzündungen, Krämpfen sowie einer Typ-I-Allergie führen können. Die Anwendung beispielsweise als Tee sollte nur unter therapeutischer Aufsicht geschehen.
Lycopodium in der Homöopathie
In der Homöopathie werden die reifen Sporen des Keulen-Bärlapps verwendet, die sich allerdings nur schwer verreiben lassen. Lycopodium hat sich insbesondere als Mittel bei gestörter Stoffwechselfunktion der Leber und Galle, chronischen Verdauungsstörungen, Gallen- und Nierensteinleiden, Entzündungen der Harnorgane, verschiedenen chronischen und akuten Haut- und Atemwegserkrankungen sowie bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises bewährt.
Bei rheumatischen Beschwerden ist alles verkrampft und verspannt: Nacken, Schulter, Rücken und Knie. Die Harnwegsbeschwerden äußern sich häufig durch erschwertes Harnlassen. Bei Harnwegsentzündungen zeigt sich oft ein rötliches Sediment im Urin. Ein weiteres Charakteristikum ist die harnsaure Diathese, die sich auch in chronischen Ekzemen und Hautproblemen zeigt.
Die Patienten zeigen häufig eine allgemeine Schwäche und geistige Erschöpfung, darüber hinaus sind sie reizbar, leicht ärgerlich und aufbrausend. Ebenso neigen Sie zu Blähungen, sind schnell satt und verspüren oft ein Völlegefühl. Häufig haben Sie ein heftiges Verlangen nach warmen Essen und Süßem.
Vielfach zeigen sich rechtsseitige Lokalisationen der Symptome, die charakteristischer Weise von rechts nach links und von oben nach unten wandern. Ferner entwickeln sich die Beschwerden eher allmählich und verschlimmern sich zwischen 16:00 Uhr und 20:00 Uhr. Warme Luft verschlechtert, Bewegung und warmes Essen sowie Trinken bessert.