Schon im 16. Jahrhundert wurde das Schöllkraut als Lebermittel und als Warzenmittel angewendet. Auch heute noch gilt Schöllkraut als anerkannte Heilpflanze bei krampfhaften Beschwerden der Gallenwege und Leber. Die Pflanze regt darüber hinaus den Gallenfluss an und hat entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften.
Das Schöllkraut (Chelidonium majus L.) gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) und ist in Europa und Asien heimisch, in Nordamerika wurde es eingebürgert. Die Pflanze wächst in Höhen bis 1500 Meter in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf Schutt-, Müll- und Hofplätzen, Ödstellen, an Weg- und Straßenrändern sowie an Mauern und Hecken.
Der Gattungsname Chelidonium leitet sich von griechisch ‚chelidon' (= Schwalbe) ab. Der Beiname „majus" (groß, erhaben) diente der Unterscheidung zum Scharbockskraut, das früher kleines Schöllkraut (Chelidonium minus) genannt wurde, einem Hahnenfußgewächs.
Das mehrjährige Schöllkraut ist eine ca. 30 bis 70 Zentimeter große Staude. Am aufsteigenden behaarten Stengel sprießen wechselständige, buchtige, gefiederte graugrüne, bläulich bereifte Blätter. Die Blüten sind goldgelb und bestehen aus zwei- bis sechsblütigen Dolden mit vier Kronblättern und zahlreichen Staubblättern. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich schmale Schoten mit vielen kleinen schwarzen Samen, die ein klebriges Anhängsel (Elaiosom) tragen. Darüber werden die Samen durch Tiere leicht verbreitet. Die Pflanze ist leicht an dem orangefarbenen Milchsaft zu erkennen, der beim Pflücken aus dem Stengel austritt.
Wichtigste Inhaltsstoffe: Alkaloide
Arzneiliche verwendet wird das zur Blütezeit gesammelte, getrocknete Kraut bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln. Schöllkraut enthält Alkaloide (z.B. Berberin, Coptisin, Chelidonin, Protoptin, Sanguinarin), Chelidonsäure und Kaffeesäurederivate. Die Inhaltsstoffe wirken spasmolytisch vor allen Dingen im oberen Verdauungstrakt, schmerzlindernd sowie beruhigend. Außerdem fördern sie die Gallensekretion. Schöllkraut wird in der Phytotherapie heute in Form von Dragees, Trockenextrakten in Tabletten oder als alkoholische Extrakte in Tropfen zur inneren Anwendung angeboten.
Schöllkraut in der Phytotherapie
In der mittelalterlichen Klosterheilkunde wurde Schöllkraut in erster Linie bei Augenerkrankungen, Gelbsucht und Hautausschlägen eingesetzt. Darüber hinaus galt es als Warzenkraut. Heute kommt es insbesondere bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts zur Anwendung. Traditionell wird es auch bei Blähungen und Flatulenz verabreicht. Bei Lebererkrankungen soll die Arzneipflanze nicht eingenommen werden, bei Gallensteinleiden oder Verschluss der Gallenwege nur unter ärztlicher Kontrolle. Kinder unter 12 Jahren, Schwangere und in der Stillzeit soll Schöllkraut nicht angewendet werden.
Schöllkraut in der Homöopathie
Die homöopathische Urtinktur von Chelidonium wird aus dem frisch blühenden Kraut hergestellt. Das homöopathische Mittel wird bei Leber-Gallen-Beschwerden, bei Entzündungen der Atemorgane des rheumatischen Formenkreises eingesetzt. Chelidonium wirkt krampflösend auf Spasmen der Gallenwege und Bronchien und hat Einfluss auf die Sekretionshemmung der Gallenwege. Es handelt sich um ein rechtsseitiges Mittel und ein wahlanzeigendes Symptom ist ein ständiger Schmerz unterhalb des rechten Schulterblattwinkels. Die gelbsüchtige Haut ist ein weiterer Hinweis auf das Mittel. Chelidonium-Patienten sind häufig müde, niedergeschlagen sowie erschöpft und verspüren eine große Abneigung gegen jede Anstrengung.
Häufig treten die Beschwerden bei Wetterwechsel auf. Bewegung und Berührung verschlechtern die Beschwerden. Sie verschlimmern sich auch morgens nach dem Erwachen. Symptome bessern sich nach warmen Mahlzeiten und bei Druck, sowie durch Wärme.