Schon lange ist bekannt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter anderem mit einem ungesunden Ernährungsverhalten und Bewegungsmangel assoziiert sind. Trotzdem fällt es vielen Menschen schwer, ihre Verhaltensweisen zu ändern, um Herzerkrankungen vorzubeugen oder deren Verlauf positiv zu beeinflussen. Umso wichtiger sind eine gute Aufklärung und Begleitung der Betroffenen.
Arteriosklerose und damit verbundene Erkrankungen zählen nach wie vor zu den Haupttodesursachen weltweit. Viele Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit unserem Ernährungsverhalten und unserem Lebensstil assoziiert. Bewegungsmangel, Rauchen, hoher Alkoholkonsum und Ernährung spielen als beeinflussbare Risikofaktoren eine wichtige Rolle in der Pathogenese und damit auch Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen. Diesen Zusammenhang gilt es Patientinnen und Patienten zu vermitteln und sie bei einem konsequentem Risikofaktorenmanagement sowohl in der Primär- als auch der Sekundärprävention zu begleiten. Das Ziel ist, die Betroffenen zu einer konsequenten Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und des Lebensstils zu motivieren. Körperliche Aktivität, Rauchstopp und eine normokalorische mediterrane bzw. vollwertige oder vegetarische Ernährung sind hierbei wichtige Maßnahmen.
Die Ernährung zur Primär- und Sekundarprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte auf den DACH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) für gesunde Erwachsene basieren [1]. Eine herzgesunde Ernährung kann demnach entweder auf der mediterranen Ernährungsweise, einer vollwertigen Ernährung nach den Vorgaben der DGE oder einer vegetarischen Kostform beruhen, wobei die kardioprotektive Wirkung der mediterranen Kost wissenschaftlich am besten untersucht ist [1].
Eine Sekundärprävention und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte sich jedoch auch immer am kardiometabolischen Risikoprofil der jeweiligen Patienten orientieren. Liegt bei den Patienten beispielsweise eine Hypercholesterinämie, , Hypertriglyzeridämie, arterielle Hypertonie, Übergewicht bzw. Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 vor, sollen sich die Ernährungsempfehlungen daran ausrichten. Wichtig ist auch, dass die Empfehlungen, wenn sie erfolgreich sein sollen, nicht nur nach den krankheitsspezifischen Erfordernissen, sondern auch nach den persönlichen Bedürfnissen und interkulturellen Anforderungen der Patienten modifiziert werden sollten. Außerdem müssen auch andere Vorerkrankungen wie Unverträglichkeiten und gastrointestinale Erkrankungen oder die Besonderheiten bestimmter Personengruppen (z.B. geriatrische Patienten, Schwangere oder Stillende) berücksichtigt werden.
Für einzelne Nährstoffe und Nahrungsmittel gibt es konkrete kardioprotektive Empfehlungen [1]:
Fettzufuhr
Die Empfehlung für die Gesamtfettzufuhr lautet: 30–35 En% [1, 2]. Eine Fettreduktion kann aufgrund einer verringerten Energieaufnahme zur Gewichtsreduktion beitragen und damit den kardiovaskulären Risikofaktor „Übergewicht" reduzieren. Allerdings hat eine Reduktion der Gesamtfettzufuhr zugunsten der Kohlenhydrate ohne Fettmodifikation und ohne Berücksichtigung der Kohlenhydratqualität keinen direkten Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko [3].
Eine hohe Zufuhr von gesättigten Fettsäuren führt zu einem Anstieg des LDL-Cholesterins und stellt wegen des atherogenen Einflusses auf die Blutlipide einen Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar [4]. Für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird wie für Gesunde eine Zufuhr von gesättigten Fettsäuren von < 10 En% empfohlen [5]. Für Patienten mit bestehender Hypercholesterinämie von < 7 En%.
Eine erhöhte Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren hat dagegen LDL-Cholesterin- und Triglyzeridsenkende Wirkungen. Allerdings sollte auf eine ausreichende und ausgewogene Zufuhr sowohl von Omega-6- als auch Omega-3-Fettsäuren geachtet werden. Für ein konkretes Verhältnis der beiden Fettsäuren zueinander gibt es keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz. Trotzdem kann man sich an dem oftmals publizierten Verhältnis von 5:1 (Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren) orientieren. In jedem Fall sollte eine höhere Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren über pflanzliche Öle erreicht werden. Ein höherer Verzehr von marinen Omega-3-Fettsäuren war ebenfalls mit einem geringeren kardiovaskulären Mortalitätsrisiko assoziiert. Der Fisch sollte allerdings nicht frittiert sein, denn der regelmäßige Konsum von frittiertem Fisch erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.
Nahrungscholesterin und Eier
Die europäischen Leitlinien zur Therapie von Hypercholesterinämien empfehlen eine Reduktion der Cholesterinzufuhr auf < 300 mg/d. Allerdings ist die Studienlage nicht eindeutig. So ergaben Metaanalysen keinen Einfluss von Nahrungscholesterin oder Eierverzehr auf kardiovaskuläre Ereignisse [6]. Trotzdem sollten Patienten Cholesterin als Teil einer ausgewogenen Ernährung moderat zuführen, um mögliche gesundheitsschädigende Risiken auszuschließen.
Protein
Die Empfehlung für die Aufnahme von Nahrungsprotein für Gesunde und Patienten mit kardialem Risiko beträgt 0,8 g/kg Körpergewicht und bei den über 65-Jährigen: 1 g/kg Körpergewicht. Zur Prävention und im Rahmen der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten pflanzliche Proteinquellen bevorzugt werden.
Zucker
Die Gesamtzuckerzufuhr soll ≤ 10 En% betragen. Eine hohe Zuckerzufuhr erhöht die Triglyzeride im Blut und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten möglichst auch Lebensmittel mit zugesetzter Fruktose meiden, weil Fruktose bei hoher Zufuhr möglicherweise das kardiovaskuläre Risiko erhöht und die Entstehung einer nicht-alkoholischen Fettleber begünstigt.
Ballaststoffe
Die Empfehlung für die Kohlenhydratzufuhr beträgt 30–45 g/d [1, 2]. Ein hoher Kohlenhydratanteil in Form von Ballaststoffen (Vollkorngetreide, Gemüse, Obst, Nüsse, Hülsenfrüchte) in der Nahrung ist mit einer verringerten Gesamtmortalität und kardiovaskulären Sterblichkeit sowie niedrigeren Inzidenz koronarer Herzkrankheiten und verringerten Schlaganfallinzidenz assoziiert [7].
Natrium und Kalium
Eine reduzierte Natriumzufuhr kann den Blutdruck senken und einer Hypertonie vorbeugen beziehungsweise eine bestehende Hypertonie abmildern. Eine hohe Kaliumzufuhr kann den systolischen Blutdruck senken und das Hypertonie- sowie Schlaganfallrisiko reduzieren. Deshalb sollte dem Patienten eine kaliumreiche und natriumarme Ernährung empfohlen werden.
Alkohol
Bei bestehender Hypertriglyzeridämie gilt eine Alkoholabstinenz als wichtiger Therapiebaustein. Ein moderater Konsum von zehn Gramm am Tag für gesunde Frauen und 20 Gramm am Tag für gesunde Männer gelten als leicht kardioprotektiv. Wegen der sonstigen schädlichen Wirkungen von Alkohol wird jedoch trotzdem allgemein empfohlen, auf Alkohol zu verzichten.
Fazit
Die Ernährungsempfehlungen für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen entsprechen im Grunde denen für Gesunde. Je nach kardialem Risikoprofil müssen sie angepasst werden. Patienten müssen verstehen, dass die Ernährungsumstellung hin zu einer gesundheitsförderlichen Ernährung bedeutet, dass diese lebenslang eingehalten werden muss. Liegt bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vor, führt die Ernährungsumstellung nicht zu einer Heilung der Erkrankung, sondern verhindert beziehungsweise verlangsamt lediglich ihr Fortschreiten. Deshalb sind auch immer weitere, z.B. medikamentöse, Maßnahmen zur effizienten Senkung der einzelnen Risikofaktoren notwendig.
Empfehlungen zusammengefasst
Das kardiovaskuläre Risiko lässt sich mindern durch folgende Maßnahmen [1, 2]:
Bewegungsmangel gilt als eigenständiger Risikofaktor bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher zählt die Sport-und Bewegungstherapie sowohl in der Prävention als auch in der Rehabilitation von Herz- und Gefäß-Erkrankungen zu den Haupttherapiepfeilern. Wissenschaftlich belegt ist vor allem der Nutzen von aerobem Ausdauertraining für das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und die Qualität der Blutgefäße. Die physiologischen Effekte aeroben Ausdauertrainings können nicht nur das kardiovaskuläre Risikoprofil senken, sondern auch bestehende kardiale Beschwerden verbessern, Bluthochdruck oder Vorhofflimmern vorbeugen, die Rate arrhythmischer Ereignisse senken und die Behandlung der Herzinsuffizienz unterstützen.
Effekte von Ausdauertraining
Die belegten physiologischen Effekte bestehen u.a. aus einer Verbesserung [7]:
Darüber hinaus kommt es zu Zunahme von Muskelmasse und Kraft, sowie Abbau von proinflammatorischen Enzymen wie CRP, IL1, IL6, INF-gamma, TNF.
Wichtig ist hierbei, dass die oben genannten Effekte nur für aerobes Ausdauertraining wissenschaftlich nachgewiesen sind. Für die anderen motorischen Fertigkeiten wie Koordination, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Kraft konnte dies im Kontext Herz-Kreislauf-Erkrankungen bisher nicht belegt werden. Grundsätzlich gilt, dass bei Risikopatientinnen und -patienten vor der Aufnahme des Trainings eine entsprechende ärztliche Diagnostik stattfinden sollte, damit das kardiale Risiko eingeschätzt werden kann.
Sportarten, Dauer und Intensität des Trainings
Für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geeignete Sportarten sind u.a.:
Die Wahl des Gesamtumfangs des Trainings sowie die Empfehlungen für die Dosierung der Intensität und die Dauer pro Trainingseinheit orientieren sich am Grad der Erkrankung und nach der Zielsetzung des Trainings, d. h. zum Beispiel, ob es um Primär- oder Sekundärprävention geht. Die Wahl der Sportart orientiert sich an den Vorlieben und Möglichkeiten der Trainierenden. Welcher Sport ausgeübt wird, hat jedoch keinen eindeutigen Einfluss auf den Gesundheitseffekt.
Liegt noch keine Erkrankung vor, kann das Ausdauertraining beispielweise vier- bis sechsmal pro Woche für 30–45 Minuten stattfinden. Bei bereits diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird die Anzahl der Trainingseinheiten sowie die Intensität und Dauer des Trainings reduziert. Für Bluthochdruck-Patientinnen und -patienten können z.B. Power-Walking, Nordic Walking oder Joggen in der Ebene empfohlen werden, weil bei diesen Bewegungsformen der Blutdruck am geringsten ansteigt [8].
Allerdings reicht körperliche Aktivität allein nicht aus, um das Herz-Kreislauf-Risiko zu senken. Der vorbeugende Effekt von Ausdauertraining tritt nur ein, wenn gleichzeitig das Ernährungsverhalten angepasst wird und auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet wird. Leiden die Patientinnen und Patienten bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, kann das regelmäßige Ausdauertraining zwar den Prozess der Erkrankung verlangsamen, es kann die Erkrankung aber nicht heilen.
Literatur