Fast jeder Erwachsene in Deutschland erkrankt einmal im Jahr an einer akuten Durchfallerkrankung. Meistens dauern diese drei bis vier Tage an und heilen in der Mehrzahl der Fälle von selber aus. Doch der Durchfall ist für die Betroffenen eine wahre Plage. Pflanzliche Arzneimittel können Linderung bringen.
Meist sind Infektionen mit Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze sowie Vergiftungen die Ursache einer akuten Diarrhoe. Hierbei kommt es zu wässrigen, breiigen, blutigen oder schleimigen Stühlen, die durch Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Fieber begleitet sein können. So lästig die Erkrankung auch ist, im Regelfall sind die Krankheitsverläufe – anders als bei der chronischen Diarrhöe – selbstlimitierend und klingen nach drei bis vier Tagen (bis max. 14 Tage) ab. Sie hinterlassen im Regelfall keine bleibenden gesundheitlichen Schäden.
Einige Bevölkerungsgruppen sind stärker betroffen: Säuglinge, Klein- und Schulkinder und ältere Erwachsene. Bei ihnen – aber auch bei immungeschwächten Menschen – ist die Gefahr eines komplizierten Verlaufs erhöht. Als Langzeitfolge einer akuten Diarrhöe kann es zu einem postentzündlichen Reizdarmsyndrom kommen.
Kennzeichnend für unkomplizierte akute Durchfälle sind folgende Kriterien:
Häufige Ursachen für Durchfall
Akuter Durchfall kann nicht nur durch Infektionen mit Viren (z. B. Norovirus), Bakterien (z. B. Salmonellen, Clostridium difficile, Shigellen, Campylobacter, Yersinien), Parasiten ausgelöst werden, sondern auch durch
Darüber hinaus kann es sich auch um eine erste Manifestation einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung handeln.
Nicht selten sind Reisende, die Urlaub in Ländern Asiens, Afrikas, Mittel- und Südamerikas machen, von Durchfall betroffen. Meist werden die krankheitsauslösenden Bakterien, Viren oder Parasiten dort durch Lebensmittel oder Trinkwasser aufgenommen. Die häufigsten Auslöser sind Bakterientoxine, allen voran die Toxine von Escherichia coli (ETEC). Die große Mehrzahl der Reisediarrhöe-Fälle verläuft unkompliziert. Anders ist es, wenn Campylobacter jejuni, Salmonellen und Shigellen Auslöser des Reisedurchfalls sind. Da sie in die Zellen der Darmschleimhaut eindringen, verursachen sie schwerere Krankheitsverläufe. Zu den viralen Erregern der Reisediarrhö zählen die Noroviren. Einzellige Parasiten (Giardia lamblia, Cryptosporidien und Entamoeba histolytica) zählen zu den eher seltenen Auslösern, doch auch sie führen in der Regel zu schweren Krankheitsverläufen und können lebensbedrohlich sein.
Therapie im akuten Fall: Flüssigkeit und Symptomlinderung
Oberstes Therapieziel bei jeder Form des akuten Durchfalls ist eine schnelle Reduktion des Flüssigkeits- und Mineralienverlustes, da diese zu Dehydratation, Malnutrition, Niereninsuffizienz, Schwindel oder sogar zum Schock führen können. Ein verminderter Hautturgor, trockene Schleimhäute, leere Halsvenen oder eine orthostatische Hypotonie sind deutliche Anzeichen für die Dehydratation.
Um Flüssigkeits- und Mineralienverluste aufzufangen, eignen sich Mineralwasser oder leicht gesüßte Tees. Zur Ausstattung der Haus- oder Reiseapotheke sollten aber auch Glukose-Elektrolyt-Lösungen gehören. Bei starkem Erbrechen und Übelkeit können auch Infusionen in Betracht gezogen werden. Durchfall-Patienten sollten auf intensive körperliche Anstrengungen verzichten. Die Ernährung muss darüber hinaus auf leichte, verträgliche Nahrung umgestellt werden. Hier eignen sich anfänglich:
Je nach Verträglichkeit auch:
Pflanzliche und natürliche Therapieoptionen zur Linderung der Symptome
Im Vordergrund der Therapie akuter unkomplizierter Durchfallerkrankungen steht die Linderung der Symptome. Hier haben sich Präparate gegen Durchfall bewährt, die Hefe, Gerbstoffe oder pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten. Gerbstoffe (z. B. Extrakte aus Blutwurz, Eichenrinde, Heidelbeer- und Brombeerblättern, Schwarztee) wirken bei Durchfall schleimhautabdichtend, wobei Eichenrindenextrakt auch adstringierende und virustatische Wirkung hat. Quellstoffe und Schleimdrogen wie Flohsamenschalen und Leinsamen binden Wasser und tragen so zu einer festeren Stuhlkonsistenz bei. Außerdem adsorbieren sie Toxine. Pektine, wie sie z.B.in feingeriebenem Apfel oder Karotten vorkommen, schützen die Schleimhäute und adsorbieren ebenfalls Krankheitskeime. Sie sorgen darüber hinaus für eine Eindickung des Darminhalts. Gerbstoffdrogen wirken adstringierend, sekretionshemmend und entzündungshemmend. Antiphlogistika wie Kamille hemmen die Entzündung.
Zur Linderung der Symptome haben sich auch Absorbenzien wie Kaffeekohle (z.B. Carbo® Königsfeld) oder Heilerde bewährt. Kaffeekohle absorbiert überschüssige Flüssigkeit, schädliche Toxine, Gärungsprodukte des Darms sowie krankmachende Bakterien, Viren und Pilze. Wegen der absorbierenden Wirkung sollten sie jedoch drei Stunden Abstand zur Gabe von anderen Medikamenten einhalten!
Mit dem pflanzlichen Kombinationsarzneimittel Gastritol® Liquid können Sie die Verdauungsfunktion des Magen und des Darms stärken. Es enthält eine Kombination aus Kamille, Süßholzwurzel und Gänsefingerkraut, die die Entzündung hemmen, die Magenschleimhaut schützen und Krämpfe in Magen und Darm lindern. Der hohe Anteil an Bitterstoffen regt die Durchblutung der Schleimhäute an, verbessert die Aufnahme von Nährstoffen und das Milieu im Darm.
Auch eine phytotherapeutische Kombination aus Myrrhe, Kamillenblüten und Kaffeekohle hat sich traditionell bei akutem unspezifischem Durchfall bewährt.
Weitere medikamentöse Therapieoptionen
Probiotika, Antidiarrhoika wie Racecadotril, Darmmotilitätshemmer wie Loperamid oder Antibiotika sind weitere Therapieoptionen. Allerdings scheinen Medikamente, die die Darmtätigkeit hemmen, die eigentliche Heilung eher zu verzögern. Sie inhibieren zwar die Peristaltik und verlängern so die Transitzeit der Nahrung im Darm, doch kann dies dazu führen, dass die Erreger länger im Darm verweilen und die Toxinzahl sich erhöht. Ein Einsatz von Darmmotilitätshemmer sollte daher auf jeden Fall nur kurzfristig (1–2 Tage) erfolgen. Sie dürfen nicht bei blutigen oder fieberhaften Durchfallerkrankungen oder bei Kindern gegeben werden, da die Gefahr einer gefährlichen Darmlähmung besteht. Weitere Kontraindikationen sind pseudomembranöse Colitis, akuter Schub der Colitis ulcerosa, bakterielle Darmentzündungen und Erkrankungen, bei denen die Darmtätigkeit nicht inhibiert werden darf. Bei akutem Toxin-induzierten Durchfall (z. B. ETEC), invasiven Bakterien wie Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter ist Loperamid unwirksam.
Antibiotika sollen nur bei Verdacht auf bzw. Nachweis von bestimmten bakteriellen Erregern (z. B. bei Clostridium difficile, Typhus, Shigellen, Amöben, Cholera) eingesetzt werden. Bei unkompliziertem Durchfall ist die Gabe von Antibiotika im Regelfall nicht gerechtfertigt. Auch für einen ETEC-induzierten Durchfall benötigt man kein Antibiotikum.
Durchfall: Nebenwirkung einer Antibiotikabehandlung
Abgesehen von den möglichen Folgen einer unnötigen Antibiose in Hinblick auf Antibiotikaresistenzen, besteht das Risiko von Nebenwirkungen der Antibiotikabehandlung, z.B. einer Dysbiose der Darmmikrobiota, die ihrerseits eine Diarrhöe nach sich ziehen kann. Vor allen Dingen besteht die Gefahr einer mikrobiellen Fehlbesiedlung, bei der sich Clostridium difficile-Bakterien auf der Darmschleimhaut übermäßig vermehren. Das kann lebensbedrohlich sein, denn die Clostridien bilden Toxine, die eine schwere pseudomembranöse Kolitis mit Fieber und krampfartigen Bauchschmerzen auslösen können.
Probiotika
Bei akuten Durchfallerkrankungen können Probiotika die Erkrankungsdauer reduzieren. Es handelt sich im Regelfall um Milchsäurebakterien (Laktobazillen), apathogene Varianten von Escherichia coli oder Hefen (Saccharomyces boulardii). Die Laktobazillen sondern Wirkstoffe ab, die direkt auf Durchfall auslösende Keime wirken und deren Vermehrung blockieren. Probiotika aktivieren außerdem das Schleimhaut-assoziierte Immunsystem und fördern die vermehrte Freisetzung von IgA-Antikörpern.