CrossFit-Training ist ein hochintensiv-Training, das zunehmend Verbreitung findet und beliebt ist. Allerdings scheint es bei Frauen das Risiko für eine Harninkontinenz zu erhöhen, wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt.
Bei CrossFit handelt sich um ein hochintensives Kraftzirkeltraining, das u.a. Klimmzüge, Seilspringen, Liegestütze, Gewichtheben, Kniebeuge und Co. beinhaltet. Es dient dazu, Muskeln aufzubauen und Koordination, Flexibilität, Geschwindigkeit, Kraft sowie Kraftausdauer zu fördern. Das Training verlangt seinen Teilnehmern Kraft, Ausdauer und Koordination ab. Da es in der Intensität individuell angepasst werden kann, soll es sich auch für nicht trainierte Personen eignen.
Da sich Studien über die Prävalenz von Harninkontinenz bei CrossFit-Praktizierenden häufen, untersuchten die spanischen Studienautoren mithilfe einer systematischen Übersichtsarbeit die Evidenz für eine erhöhte Prävalenz von Harninkontinenz unter CrossFit-Praktizierenden. Es zeigt sich, dass Harninkontinenz bei CrossFit-Teilnehmerinnen mit rund 45 Prozent deutlich häufiger vorkommt als bei der spanischen Allgemeinbevölkerung, bei der die Inkontinenzquote bei 25–27 % liegt.
Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Ergebnisse von dreizehn Studien (6 vergleichende und 7 nicht vergleichende) aus, die alle ein Querschnittsdesign verwendeten. Der Grad der Evidenz lag bei 4, wobei die Qualität von schlecht (n = 10) bis mittelmäßig (n = 3) reichte.
CrossFit-Trainierende häufiger inkontinent
Bei den Probandinnen im Alter von 18 bis 71 Jahren handelte es sich um Frauen ohne Einschränkungen hinsichtlich Erfahrung oder Trainingshäufigkeit. Insgesamt wurden 4.823 Frauen eingeschlossen. CrossFit-Praktizierende wiesen eine höhere Harninkontinenzrate auf als die Kontrollgruppen. Die Prävalenz lag bei 44,5 %. 55,3 % wiesen eine leichte und 40,7 % eine mittelschwere Harninkontinenz auf. Stress-Harninkontinenz war die am häufigsten berichtete Form (81,2 %). Übungen, die auf Sprüngen basieren, wurden häufig mit Urinverlust in Verbindung gebracht.
Erklärungsansätze
Beim CrossFit-Training werden wiederholt Übungen mit hoher Intensität durchgeführt, die High-Impact-Bewegungen erfordern. Dieses Trainingsmuster kann zu einem Anstieg des intraabdominalen Drucks führen, was wiederum eine Überlastung des Beckenbodens zur Folge haben kann. Da es während und zwischen CrossFit-Workouts nur wenige oder gar keine Ruhepausen gibt, ist die neuromuskuläre Ermüdung relativ stark ausgeprägt. Diese Kombination aus erhöhtem intraabdominalem Druck, neuromuskulärer Ermüdung und überlasteter Beckenbodenmuskulatur aufgrund anstrengender Übungen kann zu unfreiwilligem Urinverlust führen. Darüber hinaus können auch andere Trainingsmerkmale, die bei CrossFit-Teilnehmerinnen üblich sind, wie z. B. der Umfang des wöchentlichen Trainings oder die Durchführung schwerer Gewichthebeübungen, als prädisponierender Faktor für eine Harninkontinenz angesehen werden, erläutern die Studienautorinnen und -autoren. Auch schienen die CrossFit-Trainierenden einen etwas höheren BMI als die Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe zu haben, was per se das Risiko für eine Harninkontinenz zu erhöhen scheint.
Trainer müssen informiert sein
Die Studienautorinnen und -autoren fordern angesichts der Ergebnisse, dass CrossFit-Trainer über das bestehende Harninkontinenzrisiko bei CrossFit-Praktizierenden informiert werden müssen und sie Informationsmaterial für die Trainierenden zur Verfügung haben sollten. Zudem sollte Beckenbodentraining in das CrossFit-Training integriert werden. Die Trainerinnen und Trainer sollten auch auf die Auswahl der Übungen für die einzelnen Workouts des Tages achten. Denn bestimmte CrossFit-Übungen, vor allem solche, die auf Sprüngen basieren, wurden im Rahmen der Studien häufig mit Harninkontinenz in Verbindung gebracht.
Originalpublikation
Dominguez-Antuña E, Diz JC, Suárez-Iglesias D et al. Prevalence of urinary incontinence in female CrossFit athletes: a systematic review with meta-analysis. Int Urogynecol J 2023; 34: 621–634 https://doi.org/10.1007/s00192-022-05244-z