Die Nase voll – Nasennebenhöhlenentzündungen natürlich behandeln

Nasennebenhöhlenentzündungen machen sich durch eine verstopfte Nase und Druckschmerz im Gesicht bemerkbar. Sie sind nicht selten und belasten die Patienten oft erheblich. Pflanzliche und naturheilkundliche Maßnahmen helfen, die Schleimhäute abzuschwellen, die Entzündungen in den Griff zu bekommen und das Wohlbefinden der Patienten zu bessern.

Nasennebenhöhlenbeschwerden können in Form von akuten, rezidivierenden akuten und chronischen Erkrankungen auftreten. Eine akute Rhinosinusitis besteht laut „S2k-Leitlinie Rhinosinusitis" [1], wenn die typischen Beschwerden einer Nasennebenhöhlenentzündung wie behinderte Nasenatmung, anteriore und/oder posteriore Sekretion, Gesichtsschmerz und Riechstörung sowie gegebenenfalls Fieber oder Kopfschmerz vorliegen und diese bis zu zwölf Wochen andauern. Die akute Rhinosinusitis wird in aller Regel durch Viren hervorgerufen. Nur in 0,5–2 Prozent der Fälle kommt es zeitlich verzögert zu einer bakteriellen Superinfektion. Bei einer rezidivierenden akuten Rhinosinusitis treten mindestens viermal innerhalb eines Jahres Episoden einer akuten Rhinosinusitis auf, wobei die Patienten zwischen den Episoden völlig beschwerdefrei sind. Als chronisch gelten Rhinosinusitiden, wenn sie länger als zwölf Wochen andauern. Die Beschwerden gleichen denen der akuten Rhinosinusitis, sind jedoch häufig weniger charakteristisch und schwächer ausgeprägt. Die chronische Form kann bisweilen jahrelang andauern oder ein Leben lang auftreten.

Rund 90 % der akuten Infektionen der oberen Atemwege werden durch Viren verursacht, trotzdem verordnen Ärzte auch heute noch insbesondere bei akuter Rhinosinusitis viel zu häufig Antibiotika.

Therapie der akuten Rhinosinusitis
Die wohl wichtigste Botschaft der Leitlinie ist daher, dass bei einer akuten oder akuten Exazerbation einer rezidivierenden akuten Rhinosinusitis in der Regel keine Antibiotika gegeben werden sollen. Lediglich bei Patienten mit besonderen Risikofaktoren, wie chronisch entzündlicher Lungenerkrankung, Immunschwäche bzw. -suppression oder bei Hinweisen auf Komplikationen (starke Schmerzen, Gesichtsschwellungen, anhaltendes Fieber, Lethargie und neurologische Symptome) sowie bei starken Schmerzen plus erhöhten Entzündungswerten oder einer Verstärkung der Beschwerden im Lauf der Erkrankung solle eine Antibiotikabehandlung in Erwägung gezogen werden.

Die Leitlinie rückt stattdessen die Symptomlinderung bei akuter Rhinosinusitis in den Fokus der Therapie. Sie empfiehlt beispielsweise lokale Anwendungen mit physiologischer Kochsalzlösung, z.B. in Form von Nasentropfen oder -sprays, und die Inhalation heißer Dämpfe (38–42°Celsius) mit oder ohne Zusätze. Darüber hinaus können laut Leitlinie Dekongestiva die Symptome einer akuten Rhinosinusitis lindern, allerdings sollten sie frei von Benzalkoniumchlorid (diese können die Schleimhaut schädigen) sein und nicht länger als zehn Tage verwendet werden. Schmerzmittel könnten ebenfalls zur symptomatischen Therapie verordnet werden.

Naturheilkundliche Therapieoptionen
Naturheilkundlich haben sich eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen bewährt. Vor allen Dingen sollten die Patienten viel trinken, damit der Schleim flüssiger wird und leichter abtransportiert werden kann. Außerdem ist eine hohe Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen wichtig.

Bewährt haben sich auch lokale Wärmeanwendungen im Bereich der Nasennebenhöhlen in Form von Rotlicht, Mikrowelle oder Leinsamensäckchen. Für Leinsamenwickelkann man z. B. Leinsamenmehl mit Wasser zu einem dicken Brei mischen, diesen auf ein Baumwolltuch auftragen und wickeln. Diesen Wickel mit ätherischen Ölen, spagyrischen oder gemmotherapeutischen Mitteln einsprühen und auf die Stirn- oder Nasennebenhöhlenbereiche legen. Zur Abschwellung und besseren Durchblutung der Schleimhäute führen auch kalte Nasen- oder Gesichtsgüsse. Dazu lässt man einfach kaltes Leitungswasser über und etwas in die Nase laufen.

Die bekannteste und am häufigsten angewandte naturheilkundliche Methode ist die Pflanzenheilkunde. Eine ganze Reihe von Heilpflanzen wirkt entzündungshemmend und abschwellend, fördert die Sekretolyse und lindert die Beschwerden. Sie kommen in der Phytotherapie, Aromatherapie, Gemmotherapie oder Spagyrik zum Einsatz.

Die Wirksamkeit eines pflanzlichen Komplexpräparates aus Eisenkraut, Holunder, Schlüsselblume, Sauerampfer und Enzian konnte für akute, wie chronische Sinusitiden in Studien belegt werden. Die in Meerrettich und Kapuzinerkresse enthaltenen Senfglykoside haben antivirale und antibakterielle Wirkung und kommen in pflanzlichen Fertigarzneimitteln zum Einsatz, wobei Meerrettich auch in Form von Salbe auf den Nebenhöhlenbereich aufgetragen werden kann. Die Schlüsselblume (Primula veris) enthält sekretlösende Saponine und ist in vielen phytotherapeutischen Komplexpräparaten zur Behandlung von Sinusitiden enthalten.

Ätherische Öle wirken antibakteriell und schleimlösend an den oberen Atemwegen. Sie sind als Inhalationen mit Kamillenblüten, Eukalyptus und Thymian weit verbreitet. Ferner haben sich Kombinationen ätherischer Öle bewährt, z.B. aus Thymian, Myrte Marokko und Benzoe, die in Öl (z B. Mandel- oder Sanddornöl) gelöst und mit Wattestäbchen im unteren Bereich der Nasenöffnung aufgetragen werden. Sie haben den positiven Nebeneffekt, dass sie sie geschädigte Haut um die Nase pflegen.

In der Gemmotherapie bietet sich die Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) an, da sie Entzündungen und Schwellungen abklingen lässt. Halten die Beschwerden mehrere Tage an, kann eine Kombination aus den Gemmomitteln Rosmarinus officinalis, Alnus glutinosa (Schwarzerle)und Carpus betulus (Hainbuche) – auch in Kombination mit Ribes nigrum – helfen, die Entzündung in den Griff zu bekommen. Spagyrisch kommen Sambucus nigra (Holunder), Tropaeolum majus (Kapuzinerkresse) und Euphrasia officinalis (Augentrost) in Frage. Hydrastis canadensis kann den zähen Schleim verflüssigen, so dass die Nasennebenhöhlen freier werden.

Homöopathische Behandlung
In der klassischen Homöopathie stehen je nach Symptomenkonstellation unterschiedliche Mittel zur Wahl, wobei hier insbesondere die Art des Sekrets und der Druck an der Nasenwurzel wahlanzeigend sein können. Bei Druck an der Nasenwurzel sind beispielweise Cinnabaris und Kalium bichromicum angezeigt, bei fadenziehendem Sekret Hydrastis canadensis und Kalium bichromicum.
Aber auch Luffa und Euphorbium regulieren den Sekretabfluss aus der Nase und sind häufig die richtigen Mittel.

Das Komplexhomöopathikum Sinfrontal® aus Cinnabaris, Ferrum phosphoricum und Mercurius solubilis Hahnemanni hat sich seit fast 80 Jahren zur Symptomlinderung bei akuten und chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen bewährt, insbesondere bei Sinusitiden mit zähflüssigen, eitrigen Sekretionen, Gesichtsschmerzen und Druck über den betroffenen Nebenhöhlen, Pansinusitis mit initial leichtem Fieber. Die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Die Wirksamkeit des Arzneimittels ist durch mehrere klinische Studien bzw. Anwendungsbeobachtungen belegt [2–6]. Sowohl die Wirksamkeit [1, 3, 6] als auch die gute Verträglichkeit von Sinfrontal® konnte in den Studien gezeigt werden [4, 5]. Die Wirksamkeit wurde unter anderem anhand des sogenannten Sinusitis Severity Score (SSS = Stärke der Sinusitis Beschwerden) ermittelt [6]. Das Komplexhomöopathikum führt demnach eindeutig schneller zu einer Verbesserung des SSS als Placebo [9]. Viele Patienten spüren schon kurz nach Beginn der Behandlung eine Verbesserung – nach 14 Tagen waren es mehr als 90 Prozent [6].

Therapie der chronischen Rhinosinusitis
Für die symptomatische Therapie von chronischen Rhinosinusitis sollte laut Leitlinie eine nasale Anwendung von Salzlösungen z.B. als hochvolumige (≥150 ml), iso- bis leicht hypertone Spülung zum Einsatz kommen. Auf Dekongestiva soll bei chronischen Rhinosinusitiden wegen des Risikos einer Rhinitis medicamentosa verzichtet werden. Bromelain in Dosen von 3.000 mg (6 Tbl.) täglich verbesserte in einer sehr kleinen Studie den Symptomenscore für chronischen Rhinosinusitis, den Rhinoskopie-Score und die Lebensqualität. Bei der chronischen Rhinosinusitis ohne Polypen kann laut Leitlinie bei Versagen der Standardtherapie der Einsatz von Clarithromycin erwogen werden. Bei rezidivierender Polypenbildung komme eine dreimonatige Behandlung mit Doxycyclin infrage, da unter diesem Antibiotikum eine Verkleinerung der Polypen bei verbesserter Lebensqualität beschrieben sei.

In der naturheilkundlichen Praxis stehen bei chronischen Verläufen die Suche nach den Ursachen (z. B. Herde, Darmmilieu) und die Stärkung des Immunsystems genauso im Vordergrund der Therapie, wie die Linderung der Symptome durch Abschwellen der Schleimhäute sowie die Entzündungshemmung. Für letztere gelten dieselben pflanzlichen Optionen wie in Fällen der akuten Rhinosinusitis, die auch begleitend zur Standardtherapie zur Anwendung kommen können. Für die Stärkung des Immunsystems stehen Heilpflanzen wie Echinacea (Sonnenhut), Sanddorn oder Habebutte zur Verfügung. Auch Extrakte aus der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) haben immunstimulierende Eigenschaften. Ferner können hydrotherapeutische Maßnahmen (z. B. Wechselduschen, Fußbäder, Sauna) und Lebensstilanpassungen (z. B. mehr Bewegung an der frischen Luft, Stressreduktion), Ausleitungskuren oder Darmsanierungen zur Stärkung der Immunabwehr beitragen.

Quellen

  1. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. und Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (Hrsg.): S2k-Leitlinie Rhinosinusitis. AWMF-Register-Nr. 017/049 und 053-012. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/017-049.html
  2. Heidbreder D, Gerster G, Gracza E: Sinusitis; Klinische Prüfung verschiedener homöopathischer Medikamente in unterschiedlichen Potenzen. Therapeutikon 1988; 2: 701-6.
  3. 3.Heidbreder D, Gerster G, Gracza E: Nutzen sekretolytischer Therapie bei akuter und chronischer Sinusitis. Therapiewoche. 1986; 36:3537–3540.
  4. Müller Göppingen, Anwendungsbeobachtung mit Sinfrontal® 400 bei Sinusitis. Informationsbroschüre Göppingen: Müller Göppingen 1995.
  5. Müller Göppingen, Anwendungsbeobachtung mit Sinfrontal® 200. Bericht über eine Anwendungsbeobachtung in der Praxis bei 109 Ärzten und 725 Patienten. Göppingen: Müller Göppingen 1990.
  6. Zabolotnyi DI, Kneis KC, Richardson A, et al.: Efficacy of a complex homeopathic medication (Sinfrontal) in patients with acute maxillary sinusitis: a prospective, randomized, double-blind, placebo-controlled, multicenter clinical trial. Explore 2007; 3 (2): 98–109.
Nichts ist so heilsam, wie die Natur.