Türkische Forschende haben bei Personen mit und ohne chronische Sinusitis den Naseninhalt analysiert. Dabei fanden sie auffallend mehr Mikroplastikanteile bei den Probanden mit Nasenhöhlenentzündungen als bei den gesunden Kontrollpersonen.
Wir leben in einer Welt voller Plastik und das hat Auswirkungen. Durch chemische und physikalische Prozesse zerfällt Plastik, z.B. aus verwitterndem und zerfallendem Kunststoff, Autoreifenabrieb, Kleidung und vielen anderen Quellen in die Umwelt, in winzige Teilchen, d.h. zu Mikro- oder Nanoplastik. Diese können eingeatmet oder mit Getränken und Lebensmitteln aufgenommen werden. Als gesichert gilt, dass Mikroplastik in Lebensmitteln vorkommt. Erste Studien konnten Mikroplastikteile im menschlichen Stuhl, in den Atemwegen oder der Leber nachweisen. Als mögliche Effekte insbesondere durch Nanoplastik (also besonders kleine Teilchen) werden zum Beispiel Entzündungsprozesse im Gewebe diskutiert.
Textilien gelten als eine der Hauptquellen von Plastikpartikeln, die sich in der Nase und den Atemwegen ansammeln. Das türkische Forscherteam von der Kırıkkale University School of Medicine in der Türkei hat nun die Folgen von Mikroplastik in Nasen- und Nasennebenhöhlen untersucht. An der Studie nahmen 80 Probanden mit Sinusitis. An dieser prospektiv geplanten Studie nahmen insgesamt 80 Patientinnen und Patienten teil. Diese wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 bestand aus 50 Patienten mit chronischer Rhinosinusitis ohne Nasenpolypen, Gruppe 2 aus 30 gesunden Freiwilligen. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen in Bezug auf Alter und Geschlecht. Die Patienten füllten einen Fragebogen zur Bewertung der Nasenobstruktionssymptome (NOSE-Score – Nose Obstruction Symptom Evaluation-Fragebogen) aus und führten eine Nasenspülung mit Kochsalzlösung durch. Die Nasenspülflüssigkeit wurden gesammelt und auf Mikroplastik hin untersucht.
Beim Vergleich der Mikroplastikdichte zwischen der Gruppe mit chronischer Sinusitis und der Kontrollgruppe zeigte sich, dass in der Gruppe mit chronischer Sinusitis signifikant mehr Mikroplastik in der Nasenflüssigkeit gefunden wurde als in der Kontrollgruppe (3,88 ± 2,14 Teilchen/ml versus 2,34 ± 1,89 Teilchen/ml). Bei allen untersuchten Personen wurde mindestens ein Mikroplastikteilchen nachgewiesen, bei einem Patienten aus Gruppe 1 konnten sogar 10,33 Partikel/ml gezählt werden. Der NOSE-Score unterschied sich ebenfalls signifikant zwischen der Gruppe mit Sinusitiden (10,50 ± 3,28) und der Kontrollgruppe (7,50 ± 3,91), allerdings konnte keine Korrelation zwischen der Mikroplastikdichte und den NOSE-Scores gefunden werden.
Die Forschenden ziehen das Fazit, dass es einen Zusammenhang zwischen chronischer Rhinosinusitis und Mikroplastik geben könnte. Möglicherweise ließen sich diese durch Veränderungen der nasalen Flora und/oder Entzündungen erklären, die durch Mikroplastik verursacht würden.
Originalpublikation
Taş BM, Tuna A, Başaran Kankılıç G, Koçak FM, Şencan Z, Cömert E, Bayar Muluk N. Role of Microplastics in Chronic Rhinosinusitis Without Nasal Polyps. Laryngoscope. 2023 Jul 29. doi: 10.1002/lary.30926. Epub ahead of print.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37515512/