Neuer Wirkstoff aus Benediktenkraut fördert Nervenreparatur

Kölner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine neue Indikation für einen Inhaltsstoff des Benediktenkrauts, sogenanntes Cnicin, entdeckt. Demnach beschleunigt Cnicin das Wachstum von Axonen, den Fortsätzen von Nervenzellen, deutlich und reduziert Lähmungen und Taubheitsgefühl.

Benediktenkraut (Cnicus benedictus) ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wächst auch in unseren Breiten. Es wird seit Jahrhunderten in Form von Extrakten oder Tees als Heilpflanze verwendet, zum Beispiel bei Verdauungsbeschwerden. Es fördert die Speichel- und Magensaftsekretion, wirkt blähungshemmend und gallenflussfördernd sowie bakteriostatisch. Forschende des Zentrums für Pharmakologie der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln haben nun eine ganz neue Indikation für Cnicin entdeckt. Im Tiermodell sowie mit humanen Zellen konnte gezeigt werden, dass Cnicin das Wachstum von Axonen, den Fortsätzen von Nervenzellen, deutlich beschleunigt.

Schnelle Hilfe für die Nerven
Beim Menschen und bei größeren Tieren mit langen Axonen sind die Regenerationstrecken von verletzten Nerven lang, was den Heilungsprozess oft langwierig und häufig sogar irreparabel macht, weil die Nervenfasern ihre Zielgebiete nicht rechtzeitig erreichen. Eine erhöhte Regenerationsgeschwindigkeit könnte hier einen großen Unterschied machen, damit die Fasern ihre ursprünglichen Zielgebiete rechtzeitig erreichen, bevor irreversible Funktionsverluste greifen. Das Wissenschaftlerteam wies die axonale Regeneration im Tiermodell und an menschlichen Nervenzellen nach, die zuvor aus gespendeten Netzhäuten von Patienten gewonnen wurden. Bei Mäusen half die tägliche Gabe von Cnicin, Lähmungen und Taubheitsgefühl sehr viel schneller zu überwinden.

Die Substanz zeigt einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Wirkstoffen: Cnicin gelangt nach oraler Gabe ins Blut. Es muss nicht gespritzt werden. Allerdings ist hierbei die die richtige Dosis sehr wichtig, denn Cnicin wirke nur in einem bestimmten Dosis-Fenster, so die Forschenden. Zu niedrige oder zu hohe Dosen seien unwirksam. Daher müssten unbedingt weiterführende klinische Studien am Menschen durchgeführt werden, die das Forscherteam aus Köln nun planen.

Originalpublikation
Gobrecht P, Gebel J, Leibinger M et al. Cnicin promotes functional nerve regeneration. Phytomedicine 2024, 155641. https://doi.org/10.1016/j.phymed.2024.155641

Quelle: Universität zu Köln

Nichts ist so heilsam, wie die Natur.