Funktionelle Dyspepsie – Wenn der Magen drückt und schmerzt

Völle- und frühes Sättigungsgefühl, Magenschmerzen oder -brennen erlebt wahrscheinlich jeder ab und zu. Treten diese Beschwerden jedoch über Monate hinweg immer wieder auf, kann eine funktionelle Dyspepsie, auch Reizmagen genannt, dahinter stecken. Die Therapie zielt dann auf die Linderung der Symptome ab. Phytotherapeutika sind eine anerkannte Therapieoption.

Das Reizmagensyndrom ist eine sehr weit verbreitete Erkrankung: Hierzulande leidet jeder siebte bis zehnte Mensch an einer funktionellen Dyspepsie. Bei Frauen kommt die Erkrankung häufiger vor als bei Männern. Typische Symptome sind ein unangenehmes Sättigungs- oder Völlegefühl nach den Mahlzeiten, Schmerzen und/oder ein brennendes Gefühl im Oberbauch sowie andere dyspeptische Beschwerden. Die Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich und verursachen zudem hohe Kosten im Gesundheitswesen.

Die möglichen Ursachen sind vielfältig und nicht abschließend geklärt. Verschiedene Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen und werden als Auslöser diskutiert:

  • genetische Prädisposition
  • eine verzögerte Magenentleerung
  • eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit des Magens
  • Dysfunktion des autonomen Nervensystems
  • infektiöse und entzündliche Veränderungen. Eine vorangegangene Mageninfektion, insbesondere mit Helicobacter pylori, wurde mit der Entwicklung von funktioneller Dyspepsie in Verbindung gebracht.
  • Sensibilisierung duodenaler Lipid- und pH-Sensoren
  • viszerale Hypersensitivität
  • psychosoziale Faktoren

Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der Beschwerden und durch den Ausschluss anderer Erkrankungen gestellt. Nach den Rom-IV-Kriterien wird eine funktionelle Dyspepsie definiert durch:

  • eine über mehr als drei Monate innerhalb der letzten sechs Monate anhaltend persistierende beziehungsweise rezidivierende Dyspepsie, wobei eines oder mehrere der folgenden Symptome gegeben sein müssen:
    • unangenehmes postprandiales Völlegefühl
    • frühes Sättigungsgefühl
    • epigastrischer Schmerz
    • epigastrisches Brennen
  • keinen Nachweis einer organischen Ursache bei der endoskopischen Abklärung, die die Beschwerden erklären könnte
  • keinen Hinweis, dass die Dyspepsie ausschließlich durch die Stuhlentleerung erleichtert wird oder eine Assoziation mit Stuhlunregelmäßigkeiten besteht (dient dem Ausschluss eines möglichen ursächlichen Reizdarmsyndroms)

Die Rom-IV-Kriterien unterscheiden zudem nach den Leitsymptomen in zwei Untergruppen der funktionellen Dyspepsie:

  • Epigastrischer Schmerz (EPS) – dominierend sind Oberbauchschmerzen oder -brennen
  • Postprandiales Distress-Syndrom (PDS) –dominierend sind Völlegefühl und vorzeitige Sättigung.

Häufig ist ein mangelhafter Speisetransport Auslöser von Magen- und in der Folge auch Darm-Beschwerden. Verantwortlich dafür kann ein Mangel an Salzsäure sein oder eine Überforderung durch hohe Fett- und Eiweißmengen. Auch ein Säureüberschuss kann die Symptome verursachen. Bei Magen-Darm-Beschwerden sollte daher ein Mangel an Verdauungssäften und Enzymen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Stress und andere ungünstige Lebensstilfaktoren wie mangelnde Bewegung zählen ebenfalls zu den möglichen Ursachen von funktionellen Magenbeschwerden.

Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch gilt es andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, insbesondere ein peptisches Ulkus und eine gastroösophageale Refluxerkrankung. Weiterhin sind u.a. diffenzialdiagnostisch auszuschließen:

  • Nahrungsmittelintoleranzen oder -allergien
  • Chronische intestinale Ischämie
  • Störungen der Gallenwege und des Pankreas
  • Infektionen oder entzündliche Veränderungen im oberen Gastrointestinaltrakt
  • Gastroparese

Therapie
Es gibt zwar keine ursächliche Therapie, aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Diese zielen auf die Kontrolle der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität ab. Eine dauerhafte Beschwerdefreiheit wird nur bei einer Minderheit der Patienten erreicht.

Zu Beginn der Therapie einer funktionellen Dyspepsie steht ein ausführliches Gespräch, bei dem der Patient über das Krankheitsmodell und die Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt wird. Studien haben gezeigt, dass informierte Patienten besser mit ihren Symptomen zurechtkommen zwar unabhängig von der genauen Diagnose und Behandlung. Im Rahmen des Gesprächs können auch eine Ernährungsberatung und stressreduzierende Maßnahmen wie körperliche Aktivitäten, Entspannungsverfahren oder psychotherapeutische Therapien thematisiert werden.

Medikamentös stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung, die sich an der Symptomatik der Patienten orientieren. Protonenpumpeninhibitoren und H2-Antagonisten werden bevorzugt für Patienten mit epigastrischen Schmerzen eingesetzt. Der Entschäumer Simethicon ist in Studien gegenüber Placebo überlegen und kann zur Therapie bei funktioneller Dyspepsie eingesetzt werden. Liegt eine Infektion mit Helicobacter-pylori-Bakterien vor, wird der Reizmagen mit einer Kombination von Antibiotika und Protonenpumpenhemmern behandelt. Bei Patienten mit verzögerter Magenentleerung und Völlegefühl können Prokinetika (Metoclopramid und Domperidon ) verordnet werden, die die Magenentleerung unterstützen. Studien unterstützen den Einsatz niedrig dosierter Antidepressiva bei der Behandlung von funktioneller Dyspepsie und anderen funktionellen gastrointestinalen Störungen und chronischen Schmerzsyndromen.

Darüber hinaus haben sich pflanzliche Mittel bewährt, die den Weitertransport des Mageninhalts fördern, die Schleimhaut schützen, eventuelle Krämpfe oder Blähungen lindern und die Säureproduktion regulieren. Dazu zählen Arzneien, die einen hohen Anteil an Bitterstoffen haben wie Angelikawurzel. Artischocke, Benediktenkraut, Tausendgüldenkraut oder Wermutkraut. Diese wirken anregend auf die Speichel- und Magensaftsekretion und die Beschleunigung der Magenentleerung. Darüber hinaus sind sie vegetativ regulierend, entzündungshemmend, tonisierend und appetitanregend. Sie fördern ferner die Leber- und Gallefunktion und stimulieren das darmassoziierte unspezifische Abwehrsystem. Außerdem senken sie den pH-Wert des Magens. Die Bitterstoffe werden häufig kombiniert mit spasmolytisch und sedativ wirkenden Extrakten wie Kamille, Pfefferminze, Kümmel oder Melisse. Kamillenblüten oder Gänsefingerkraut können zudem bei Entzündungen die Heilungsprozesse unterstützen.

Mit Gastritol® Liquid gibt es eine pflanzliche Bitterstoffoption, die Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl sowie krampfartige Missempfindungen im Magen-Darm-Bereich lindert. Die enthaltenen Bitterstoffe aus Angelikawurzel, Benediktenkraut und Wermutkraut fördern die Sekretion von Verdauungssäften. Die Wirkstoffe der Kamille, Süßholzwurzel und des Gänsefingerkrauts hemmen Entzündungen, schützen die Magenschleimhaut und lindern Krämpfe in Magen und Darm. Ergänzend gibt es Gastritol® Lutschpastillen. Sie eignen sich zur einfachen Mitnahme und sorgen so für ein gutes Bauchgefühl – immer und überall.

Lebensstilfaktoren und Ernährung
Gerade Stress und psychosoziale Belastungen spielen für die Entstehung von Magenproblemen und dem Schweregrad der funktionellen Dyspepsie eine nicht unerhebliche Rolle. Hier wird eine Beziehung zwischen Darm und Gehirn beschrieben. Patienten mit psychischen Erkrankungen (z. B. Angst, Depression) haben ein erhöhtes Risiko, an funktionellen Dyspepsie zu erkranken, und umgekehrt. Deshalb sind für das Verdauungssystem Phasen der Entspannung wichtig. Hier eignen sich Entspannungs- oder Stressbewältigungstrainings wie Achtsamkeits- und Autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelentspannung. Doch nicht jedem gelingt es, sich auf Entspannungsverfahren einzulassen. Mit Hyperforat® Nervohom steht ein homöopathisches Arzneimittel zur Verfügung, dass bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen entspannend und beruhigend auf die Nerven wirkt.

Nicht zuletzt kann eine Ernährungsumstellung oder der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ausprobiert werden. Sehr saure, süße, salzige, stark gewürzte, heiße oder eiskalte Speisen sollten vermieden werden. Die Speisen sollten auch möglichst schonend zubereitet (z.B. Kochen, Dämpfen, Dünsten oder Schmoren) werden. Diskutiert wird auch, ob Gluten, FODMAPs (Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole), fettreiche Lebensmittel und natürliche Lebensmittelzusätze eine gewisse Rolle bei der Entstehung der Symptome einer funktionellen Dyspepsie spielen.

 

Nichts ist so heilsam, wie die Natur.