Der Gelbe Enzian ist eine bekannte Gebirgspflanze, die nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch zur Herstellung von pflanzlichen Arzneimitteln verwendet wird. Durch seinen hohen Gehalt an Bitterstoffen regt er den Appetit an und unterstützt bei funktioneller Verdauungs- und allgemeiner Schwäche. Auch als Schnaps erfreut er sich großer Beliebtheit.
Der Gelbe Enzian (Gentiana lutea L.) zählt zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) und wächst in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas bevorzugt auf sonnigen oder halbschattigen Standorten. Weiden, Schutthalden, Magerwiesen, Flachmoore und lichte Wälder der höheren Lagen, die kalkhaltige, basenreiche, wechselfeuchte Lehm- und Tonböden aufweisen.
Die Pflanze kann bis zu 140 cm hoch werden, seine rübenartige Hauptwurzel kann eine Länge von bis zu einem Meter und ein Gewicht von bis zu sieben Kilogramm erreichen. Der Stängel ist fingerdick, hohl und lang. Im unteren Bereich finden sich große elliptische, bogennervig gerippte Laubblätter, die kreuzgegenständig angeordnet sind. Die Pflanze ist mit ihren goldgelben Blüten, die in 3- bis 10-blütigen Trugdolden in den Achseln der Blätter stehen, eine prächtige und auffällige Erscheinung. In der spitz-kegelförmige Fruchtkapsel, sitzen die zahlreichen Samen. Der Gelbe Enzian wächst sehr langsam und beginnt erst im Alter von sechs bis zehn Jahren zu blühen, dafür kann er aber 60 bis 70 Jahre alt werden. Blütezeit ist Juni bis August. Enzian ist geschützt und darf nur mit Genehmigung gesammelt werden.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile und Inhaltsstoffe
Arzneilich werden Rhizom (Wurzelstock) und Wurzeln (Enzianwurzel – Gentianae radix) verwendet. Hauptinhaltsstoffe sind 2–3 % Bitterstoffe (u.a. Amarogentin, Gentiopikrosid, 5–8 % bitter schmeckende Gentiobiose, Gentisin (gelber Farbstoff), Kohlenhydrate (Glukose und Fruktose) und etwas ätherisches Öl. Der Gelbe Enzian zählt zu den Bittermitteln (Amara tonica) und enthält von den heimischen Pflanzen den höchsten Bitterwert (10.000–20.000), für den das Amarogentin maßgeblich verantwortlich ist.
Der Gelbe Enzian wird arzneilich als geschnittene Enzianwurzel zur Teebereitung, pulverisierte Droge in Dragees, Fluidextrakt in Flüssigkeiten, Tinktur in Tropfen, alkoholische Auszüge in Flüssigkeiten oder als wässriger Auszug in Flüssigkeiten verwendet.
Wirkung: Appetit ankurbeln und Verdauung unterstützen
Zubereitungen aus Enzianwurzeln werden bei Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen und Gallenstörungen eingesetzt. Sie regen aufgrund ihres hohen Bitterstoffanteils unter anderem die Speichel-, Magen- und Gallensäureproduktion an. Außerdem bewirken sie, dass im Magen vermehrt das Verdauungshormon Gastrin ausgeschüttet wird. Die Enzianwurzel wirkt appetitanregend, fördert die Durchblutung der Schleimhäute, beschleunigt die Magenentleerung, wirkt im Dünndarm motilitätssteigernd. Darüber hinaus fördert er die Pankreassaftsekretion und hat zudem immunmodulierende Effekte. Enzian steigert auch die Bronchialsekretion. Traditionell wird er auch zur Behandlung von rekonvaleszenten Patientinnen und Patienten verwendet, die unter besonderer Schwäche leiden.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Gelegentlich treten bei entsprechend disponierten Menschen Kopfschmerzen auf. Patientinnen und Patienten, die an einem bestehenden Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren leiden, müssen auf die Einnahme von Enzianwurzelextrakten verzichten. Für eine Anwendung von Enzianwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern liegen bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor, von einer Anwendung wird daher abgeraten.
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