Übersäuerter Magen: Es müssen nicht immer Protonenpumpeninhibitoren sein

Immer mehr Menschen leiden an Magenerkrankungen, denen eine Über- oder Unterproduktion von Magensäure zugrunde liegt. Diese werden häufig langfristig mit Magenschutzmedikamenten behandelt, die aber zunehmend mit Nebenwirkungen in Verbindung gebracht werden. Daher sind alternative Behandlungsoptionen mehr denn je gefragt. Naturheilkunde und Phytotherapie haben hier einiges zu bieten.

Der Magensaft besteht aus Salzsäure, Wasser, Elektrolyten, Schleimsubstanzen, Serumproteinen, Intrinsic Faktor und anderen Vitamin-B12-bindenden Substanzen sowie Enzymen (z. B. Pepsinogen, Magenlipase). Die Magendrüsen sezernieren ca. ein bis drei Liter Magensaft pro Tag, wobei die verschiedenartigen Zellen der Mukosa die unterschiedlichen Bestandteile des Magensaftes produzieren. So bilden die Belegzellen die Magensäure und den Intrinsic Faktor. Die Hauptzellen produzieren Pepsinogen, ein Enzym zu Eiweißdenaturierung. Der die Schleimhaut schützende Schleimstoff Muzin wird von den Nebenzellen hergestellt und entrochromaffine Zellen (ECH) bilden Gastrin.

Die Magensäure sorgt für ein Milieu, in dem Enzyme die in der Nahrung enthaltenen Eiweiße aufspalten und für den Körper verwertbar machen können. Die häufigsten Erkrankungen des Magens gehen mit einer Erhöhung der Säureproduktion einher (z.B. Gastritis, Magengeschwür). Ein zu wenig an Magensäure kann allerdings zu denselben Symptomen wie ein zu viel an Magensäure führen und ist keineswegs selten. Die Regulierung der Säureproduktion steht im Zentrum der therapeutischen Ansätze bei Erkrankungen, die mit einer Über- oder Unterproduktion von Magensäure einhergehen. Bei der Überproduktion spielen Arzneimittel für den Magenschutz wie Protonenpumpeninhibitor (PPI), H2-Blocker (Cimetidin, Famotidin und Ranitidin) oder Schleimhautprotektiva wie Sucralfat oder Prostaglandin E2 eine wichtige Rolle. Die Arzneien reduzieren die Produktion von Magensäure, lindern Sodbrennen und unterstützen das Abheilen einer geschädigten Magenschleimhaut.

Protonenpumpeninhibitoren
Von den Säureblockern gehören Protonenpumpenhemmer heutzutage zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln, zu denen beispielsweise Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol, Lansoprazol und Rabeprazol zählen. Sie hemmen die Säureausschüttung aus den Drüsenzellen im Magen. Verordnet werden sie unter anderem zur Behandlung einer akuten Gastritis, bei Refluxbeschwerden oder bei Geschwüren des Magen-Darm-Traktes sowie als Magenschutz bei der Gabe anderer Medikamente, insbesondere von Schmerzmitteln. Bei Kurzzeitanwendungen werden sie im Regelfall gut vertragen. Allerdings ist das Verordnungsvolumen extrem angestiegen. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 3,7 Milliarden Tagesdosen PPI auf GKV-Rezept verordnet. Da PPI teilweise auch ohne ärztliche Verordnung erhältlich sind, dürfte der reale Verbrauch deutlich darüber liegen. Außerdem erhalten immer mehr Patientinnen und Patienten eine PPI-Dauertherapie, für die die Medikamente nicht vorgesehen sind. Diese Entwicklung ist bedenklich, weil die scheinbar harmlosen Säureblocker, wenn Sie über längere Zeit eingenommen werden, auch Nebenwirkungen haben können. Studien legen den Verdacht nahe, dass eine Langzeitbehandlung mit PPI dosisabhängig zu einem Mangel an Mikronährstoffen wie Vitamin B12, Eisen, Kalzium und Magnesium sowie zu Störungen im Knochenstoffwechsel und vermehrt zu osteoporotischen Frakturen führen kann. Außerdem scheint das Risiko für Demenz, Lungeninfektionen durch bakterielle Besiedelung im oberen Gastrointestinaltrakt anzusteigen. Die Magensäure gilt als natürliche Barriere für Krankheitserreger. Sinkt das saure Milieu im Magen, können sich Mikroben im Darm ausbreiten, die unter normalen Bedingungen die Magenpassage nicht überlebt hätten. Die Einnahme von Säureblockern erhöht deshalb prinzipiell auch das Risiko von Darminfektionen. Auch gibt es Hinweise für einen Zusammenhang von interstitiellen Nephritiden und hepatischen Enzephalopathien sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit PPI-Behandlung.

Wegen der Langzeitrisiken sollte daher aus Gründen der Patientensicherheit immer wieder sorgfältig geprüft werden, ob das Medikament überhaupt verordnet werden sollte bzw. abgesetzt werden kann und welche Alternativen in Frage kommen. Dabei müssen die persönlichen Risikofaktoren des Patienten berücksichtigt werden.

Welche Alternativen gibt es?
Ein gewisser Magenschutz kann auch ohne die genannten Wirkstoffe erreicht werden. Betroffene können beispielsweise ihre Verhaltensweisen so ändern, dass eine verstärkte Säureproduktion im Magen verhindert oder eingeschränkt wird. Dazu zählen Maßnahmen wie:

  • auf Genussmittel wie Zigaretten, Kaffee und Alkohol verzichten
  • fett-, zucker- und/oder säurehaltige Speisen meiden
  • stark gewürzte und scharfe Gerichte vermeiden
  • Getränke ohne Kohlensäure trinken
  • häufiger kleine Portionen essen
  • basische Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Brokkoli bevorzugen
  • vor dem Schlafengehen nichts mehr essen

Stress verringern
Stress und psychosoziale Belastungen spielen für die Entstehung von Magenproblemen und Gastritiden eine nicht unerhebliche Rolle. Das enterische Nervensystem (ENS) des Magen-Darm-Trakts steuert einen Großteil der menschlichen Verdauungsfunktionen, wobei das autonome Nervensystem (ANS) in bestimmten Situationen, z. B. bei Stress, in die Steuerung der Verdauung eingreift. Es kommt zu einer reduzierten Magenschleimhautdurchblutung, verminderte Peristaltik bei gleichzeitig stärkerer Magensäureproduktion, was das Risiko für Entzündungen und Geschwürbildung erhöht. Stressabbauende Maßnahmen sollten deshalb bei Magen-Darm-Problemen immer mit in Betracht gezogen werden.

Naturheilkundliche Tipps
Einige naturheilkundliche Maßnahmen können zur Reduzierung oder Bindung von Magensäure beitragen:

  • Heilerde (3 x täglich 1 TL – nicht länger als eine Woche) oder Hafer zu sich nehmen, um die Säure zu binden
  • Kieselgel oder Basenmischungen, ebenfalls um die Säure zu binden bzw. zu puffern
  • Gut gekaute Nüsse essen (z. B. Haselnüsse, Mandeln. Sonnenblumenkerne oder Kürbiskerne), weil auch dies überschüssige Magensäure binden kann
  • Leinsamen haben einen hohen Gehalt an Schleimstoffen. Sie können die Schleimhaut von Ösophagus, Magen und Duodenum daher vor dem Einfluss der Säure schützen. (Cave: Medikamente können durch die Schleimstoffe schlechter resorbiert werden. Deshalb Leinsamen erst zwei Stunden nach der Einnahme von Medikamenten nehmen).
  • Rollenkuren mit Kamillen- oder Melissentee

Pflanzliche Alternativen
Darüber hinaus haben sich pflanzliche Mittel bewährt, die die Schleimhaut schützen und die Säureproduktion regulieren. Dazu zählen Phytotherapeutika, die einen hohen Anteil an Bitterstoffen haben wie Angelikawurzel, Artischocke, Benediktenkraut, Tausendgüldenkraut oder Wermutkraut. Sie regen reflektorisch über die Zunge die Sekretion von Speichel- und Magensaft an und fördern zudem die Freisetzung von Gastrin und die Säureresektion. Der pH-Wert im Magen wird gesenkt und die proteolytische Aktivität der Verdauungsenzyme wird verbessert. Auch die Magenentleerung wird gefördert. Darüber hinaus sind sie vegetativ regulierend, entzündungshemmend, tonisierend und appetitanregend. Sie unterstützen ferner die Leber- und Gallefunktion und stimulieren das darmassoziierte unspezifische Abwehrsystem.

Cave: Bei Magen-und Zwölffingerdarmgeschwüren sollte auf die Gabe von Bitterstoffen mit einem Bitterwert von über 10.000 verzichtet werden.

Die Bitterstoffe werden häufig kombiniert mit spasmolytisch und sedativ wirkenden Extrakten wie Kamille, Baldrian, Pfefferminze, Kümmel oder Melisse. Kamillenblüten oder Gänsefingerkraut können zudem bei Entzündungen die Heilungsprozesse unterstützen. Ulkusprotektive Heilpflanzen wie Kamille, Süßholz, Schafgarbe, Eibisch und Malve haben sich ebenfalls bei Sodbrennen oder Entzündungen des Magens mit vermehrter Säureproduktion bewährt.

Liegen den Beschwerden auch psychoemotionalen Belastungen zugrunde, bieten sich Heilpflanzen an, die die Patienten bei der Bewältigung unterstützen, wie Baldrian, Hopfen, Eisenkraut, Lavendel oder Melisse.

Mit Gastritol® Liquid gibt es ein pflanzliches Präparat, mit einer ausgeklügelten Kombination synergistisch wirkender Heilpflanzen bei Magen- und Verdauungsproblemen – auch aufgrund bestehender Unter- oder Übersäuerung. Die enthaltenen Bitterstoffe aus Angelikawurzel, Benediktenkraut und Wermutkraut fördern die Sekretion von Verdauungssäften. Die Wirkstoffe der Kamille, Süßholzwurzel und des Gänsefingerkrauts hemmen Entzündungen, schützen die Magenschleimhaut und lindern Krämpfe in Magen und Darm. Ergänzend gibt es Gastritol® Lutschpastillen. Sie eignen sich zur einfachen Mitnahme für alle ab 6 Jahren und bei Patienten, die auf Alkohol verzichten wollen oder müssen. Sie sind alkohol-, laktose- und glutenfrei, sowie vegan, ohne Gentechnologie und Aluminium.

Nichts ist so heilsam, wie die Natur.