Hafer Avena sativa

Haferkrautzubereitungen wurden volksheilkundlich schon früh bei Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen aber auch als Aufbau- und Kräftigungsmittel verwendet. Homöopathisch ist Avena sativa ein Klassiker, wenn es um nervöse Erschöpfungszustände und Schlafstörungen geht. In der Ernährung besticht er, weil er mehr beta-Glucan, Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine enthält als andere Getreidesorten.

Avena sativa ist ein einjähriges Süßgras aus der botanischen Familie der Poaceae. Hafer wächst in feuchtem und kühlem Klima auf mäßig sauren, leicht sandigen oder lehmigen Böden. Er wird in Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in den Küstenregionen angebaut. Mit seinen zweizeilig angeordneten Blättern, die den Halm umschließen, kann Hafer bis 1,5 Meter hoch werden. Von den anderen Getreidearten unterscheidet er sich durch eine andere Form des Fruchtstandes, der als Rispe und nicht als Ähre ausgebildet ist. Typisch ist auch das Nicken seiner Rispen.

Der Hafer wanderte vermutlich aus Asien ein und wurde bereits 2000 v. Chr. zu seiner heutigen Kulturform gezüchtet. Bis ins späte Mittelalter gehörte Hafer wegen seines hohen Nährwerts und weil er billig war zum täglichen Speiseplan. Erst mit der Kartoffel verschwand er wieder von vielen Tischen. Allerdings setzte sich Sebastian Kneipp wieder für den Hafer ein, weil er die gesundheitsförderliche und vor allem stärkende Wirkung der Getreidepflanze erkannte.

Der Gattungsname Avena (Hafer) soll aus dem Sanskrit „avasa“ stammen und Nahrung bedeuten. Der Zusatz sativa (angepflanzt/angebaut) verweist auf seine Bedeutung als Kulturpflanze. Der deutsche Begriff soll vom Althochdeutschen „Haber“ abstammen, was so viel wie „Futter des Ziegenbocks“ bedeuten soll. Dies verweist auch auf seine frühere Nutzung als Futtermittel für Tiere.

Hafer verfügt über wertvolle Inhaltsstoffe. Insbesondere sein Gehalt an B-Vitaminen (B1, B2, B6) ist deutlich höher als der von anderen Getreidesorten. Er ist zudem reich an Vitamin E und K, hat einen hohen beta-Glucan- und Eiweiß-Gehalt, beinhaltet viele Mineralien sowie Flavonoide, Saponin, Avenin, Aminosäuren und Carotinoide. Hoch ist auch der Anteil ungesättigter Fettsäuren, die sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Das Hafer-Beta-Glucan reduziert nicht nur postprandiale Glukosespitzen und kontrolliert den Nüchternblutzucker, sondern verbessert auch die Insulinempfindlichkeit und hat somit insgesamt übergreifend positive Effekte auf die Blutzuckerkontrolle und den Stoffwechsel. Damit ist es ein wichtiges Diätikum bei Diabetes mellitus. Es wurden auch positive Effekte des Hafers auf den Verlauf von Darmerkrankungen, wie Zöliakie, Colitis ulcerosa und Divertikulose, beschrieben.

Anwendungsgebiete:

Hafer – Hilft bei Unruhe und Schlafstörungen

Wichtigste Inhaltstoffe:

Vitabmine B1, B2, B6, E und K, beta-Glucan, Flavonoide, Saponin, Avenin, Aminosäuren, Carotinoide

Haferkraut in der Phytotherapie

Verwendet wird in der Phytotherapie das Kraut (frisch oder getrocknet) aus den grünen, kurz vor der Vollblüte geernteten oberirdischen Teilen des Hafers (Haferkraut–- Avenae herba). Zum Einsatz kommt in der Pflanzenheilkunde auch „Haferstroh“ (Avenae stramentum) und die reifen getrockneten Haferfrüchte als Lebensmittel. Aus dem geschnittenen Haferkraut werden arzneiliche Tees zubereitet. Haferstroh kommt äußerlich vor allem als Zusatz zu Bädern bei entzündlichen und seborrhoischen Hauterkrankungen, bei rheumatischen Zuständen, Gicht oder Ischiasbeschwerden zur Anwendung.

Haferkraut wird als traditionelles Arzneimittel innerlich zur Linderung leichter Stresssymptome, bei innerer Unruhe, Schlafstörungen und als Aufbau- und Kräftigungsmittel verwendet. Volksheilkundlich werden Haferkrautzubereitungen bei akuten und chronischen Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen, bei Hauterkrankungen, Bindegewebsschwäche, Blasenschwäche und als Aufbau- und Kräftigungsmittel eingesetzt.

Avena sativa in der Homöopathie

Die homöopathische Urtinktur wird aus den oberirdisch wachsenden Pflanzenteilen hergestellt, die blühend geerntet werden.

Das homöopathische Arzneimittel Avena sativa besitzt eine besondere Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Es kommt zum Einsatz bei nervöser und körperlicher Erschöpfung durch Überlastung, Kummer, Stress oder Sorgen. Avena sativa findet zudem Anwendung in der Rekonvaleszenz, bei Konzentrationsproblemen oder bei Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen, leichter Schlaf). Hier hat es den Vorteil, dass es anders als herkömmliche Schlafmittel oder Barbiturate keine Nebenwirkungen verursacht. Es eignet sich auch gut zur Anwendung bei Kindern.

Anwendungsgebiete

  • Entzündlichen und seborrhoische Hauterkrankungen
  • Rheumatische Zustände
  • Gicht oder Ischiasbeschwerden
  • Stresssymptome, innere Unruhe, Schlafstörungen
  • Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen
  • Bindegewebsschwäche
  • Blasenschwäche
  • Körperliche Erschöpfung durch Überlastung
Nichts ist so heilsam, wie die Natur.